Dienstag, 31. Juli 2012

Santillana del Mar - 38 km (539 km)

Sorry, ihr müsst euch heute mit wenig Text begnügen, ebenso mit wenig Bildern. Los ging es um 7:30 in Santander.

Ursprünglich wollte ich nur bis Polanco laufen, etwa 25 km. Nach etwa 4 Stunden habe ich Lina und das belgische Ehepaar eingeholt. Den Rest des Tages sind wir gemeinsam gelaufen. Aufgrund hoher Hitze, und die saublöden Rohre kilometerlang neben uns, haben wir den Abzweig zur Herberge verpasst. Also weiter in glühender Hitze. Der Tag heute hat mich mehr fertig gemacht, als die 50 km letztens. Einige Pausen im Schatten mussten sein, ebenso 5 Liter Wasser getrunken. Gegen 18 Uhr endlich Santillana del Mar erreicht. Und war klar dass wir keines der 16 Betten bekommen. Also weiter, außerhalb des Ortes zum Campingplatz. Haben zu viert ein Wohnklo für komplett 40 Euro ergattert. Dafür noch ne Runde im Pool gewesen. Herrlich. Habe jetzt einige kleine Blasen, nix dramatisches. Außerdem hab ich mir vom vielen schwitzen was wundgelaufen. Schmerz jetzt ziemlich, werde es mit Kamillosan einreiben so gut es geht und dann mal sehen morgen früh.

11 Stunden marschieren bei schattenloser Hitze haben endlich ein Ende.

Ständig kommen weitere Pilger an, Rest des Abends wird gemeinsam in großer Runde verbracht.

PS: besondere Grüße gehen heute an Eric N.J. S. (Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag heute).

Montag, 30. Juli 2012

Santander - 21 km (578 km)

In der Herberge von Ernesto wurde mal richtig gutes und schönes Frühstück angeboten von 7 - 9 Uhr.
Auf dem Weg zum Waschraum sehe ich herrlichen Sonnenaufgang vor der Herberge. Den kann ich euch natürlich nicht vorenthalten (Bild).
Zusammen mit Annette sitze ich gegen 7:30 am Frühstückstisch. Das Essen ist reichhaltig und gut.

Danach noch kurz ein paar Worte mit Padre Ernesto gewechselt, Rucksack auf und los. Allerdings hat das gemeinsame Essen gestern und die ganze Atmosphäre drum herum zusammengeschweißt, wir sind uns nähergekommen alle. Somit steht fest, dass wir heute gemeinsam nach Santander laufen. Gemeinsam heißt, das belgische Ehepaar, Christopher aus England, Lina aus Riga und ich. Später kommt zeitweise noch Lala aus Frankreich dazu.
Die Etappe heute ist recht kurz, etwa 16 km an Steilküste (Bilder) und Sandstrand entlang. Die restlichen 5 km finden auf der Fähre statt die uns sanft nach Santander übersetzt. Am langen Sandstrand, kurz vor Santander, gönnen wir uns eine längere Pause und gehen alle im Meer baden. Herrlich (kein Bild) ;-)

In Santander schauen wir uns noch zusammen die Kathedrale an, essen ne Kleinigkeit. Plötzlich und unerwartet steht auch Heinrich (Däne) da. Er fliegt morgen nach Hause.
Dann verabschieden wir uns erstmal voneinander. Die Belgier und Lina gehen noch 8 km weiter, Christopher und ich bleiben in Santander.

Was mir heute extrem aufgefallen ist, dass ich fast durchgängig die ganze Zeit komplett nur englisch geredet habe. Selbst Wörter die ich sonst nie oder nur ganz selten benutze, kommen wie von selbst. Der Camino ist die beste Sprachschule, egal welche Sprache man lernen will.

Wie gesagt, heute ganzen Tag gequatscht, wenn ich alleine bin ist das anders. Worüber ich mir dann so den Kopf zerbreche? ;-)
Zum Beispiel über Ohrwürmer. Man hört irgendwo ein Lied und zack ist es drin. Dann wiederhole ich das die ganze Zeit. Bis ich es selbst nicht mehr hören kann. Das schlimme nur, ich werde es nicht los. Versuche dann ein anderes Lied anzustimmen, aber nach kurzer Zeit ist Lied Nr 1 wieder da.
Zum anderen beschäftige ich mich mit Dingen wie "damals, als die Uhrzeit erfunden wurde, bzw wer auch immer errechnet hat dass der Tag 24 Stunden hat usw., wie wurde diese Information in alle Welt getragen? Wie lange hat es gedauert bis alle Völker weltweit wussten dass der Tag jetzt 24 Stunden hat? Und gab es da auch Ebbe und Flut? Wurde das gleich mit eingerechnet?". So Dinge beschäftigen mich zum Beispiel.
Wesentlich komplexere Themen sind beispielsweise, "Ich weiß ziemlich genau was ich nicht will, aber nicht, wie ich das, was ich will, umsetzen kann". Naja, der Camino hat ja noch ein paar Tage und vielleicht findet sich noch die ein oder andere Lösung. ;-)

Am Abend treffe ich mich mit Christopher und wir gehen Spanisch Abendessen. Pintos (like Tapas) und unterhalten uns, natürlich auf englisch, über Gott und die Welt. Wobei Christopher auch perfekt deutsch kann, lebte er doch mal einige zeit in Köln. Er findet ja mein englisch super gut, was nicht an dem Liter Sangria liegt, der vor mir steht. ;-) Pimientos de Padron y Gambas al Ajillo und andere Köstlichkeiten. Am Ende gönnen wir uns noch ein Eis auf die Hand und verabschieden uns pilgermässig. Christopher bleibt 2 Nächte in Santander. Wir werden uns bestimmt wiedersehen.

Morgen will ich 25 km bis Polanco laufen um am Tag darauf bis zur Klosterherberge in Cóbreces laufen zu können (26 km).


PS: besondere Grüße gehen heute an Iris (herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag :-))

Sonntag, 29. Juli 2012

Güemes - 23 km (599 km)

Während Heinrich, der Däne, noch schläft, mache ich mich um kurz nach 7 Uhr auf den Weg. Auf die letzten 2 Blatt Toilettenpapier habe ich Heinrich noch eine Message geschrieben. Es liegt dann an ihm, ob er dies zur Erinnerung aufhebt, oder doch anderweitig verwendet ;-)

Auf dem Bild sieht man nur in der Ferne den Sonnenaufgang an diesem Morgen. Der Regen weiß nicht so recht ob er runterkommen soll, und die Sonne denkt sich, sie bleibt mal oben, reicht wenn ich die schwüle Hitze durch die graue Wolkendecke lasse.
Die ersten 2 Stunden geht es nur am Strand entlang. Zwischendrin ein kleiner Hügel der überwunden werden muss. Es hat zwar die Nacht geregnet, aber auf dem sandigen Untergrund ist es nicht gerade einfach (Bild). Generell ist es auf lockeren Sand fast unmöglich zu laufen mit dem Gepäck. Besser ist es, direkt vorne am Wasser zu laufen. Beim Strand vom Ort Noja bildet eine schöne Felslandschaft eine bizarre Kulisse am frühen Morgen (Bild).

Danach geht es weg von der Küste. Ebenso verschwinden oftmals die gelben Pfeile, die das Haupterkennungsmal der Pilger sind. Mit Mut zur Lücke gehe ich weiter und habe Glück.

Da heute Sonntag ist, und um 12 Uhr die Messe in der Iglesia de Santa Maria de Bereyo ist, gehe ich etwas schneller um pünktlich da zu sein. Gerade rechtzeitig schaffe ich es. Die o.g. romanische Kirche aus dem 12./13. Jahrhundert beherbergt eine wunderschöne Säulenkapitelle. Das in einem separaten Raum ausgestellte Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert ist eines der kostbarsten Kantabriens. Bilder habe ich hier keine gemacht, sondern diesen Ort der Ruhe einfach mal auf mich wirken lassen. Bilder evt bei Wiki zu finden.
Die Messe ging gute 45 Minuten und die kleine Kirche war voll bis zum letzten Platz.

Von Bareyo bis zur heutigen Albergue la Cabana del Abuelo Peuto ist es nicht mehr weit. Ein paar Hügel noch, teils auf Landstraße, teils an locker gestreuten Höfen vorbei, erreiche ich um 15:10 Uhr die Herberge. Die Herberge wird von Pfarrer Ernesto Burrio betreut und gilt, samt der gemeinsamen Mahlzeiten und Atmosphäre, als eine der schönsten auf der ganzen Route.
Bis 18:30 zur freien Verfügung.

Das Bild mit der Kuh zeigt Blick von der Herberge gegen 18 Uhr. Langsam wird der Himmel wieder blau.

Um 19:30 versammeln sich alle Pilger in einem Raum. An diesem Abend sind wir 28. Ein Angehöriger der Herberge erklärt, dass Pfarrer Ernesto heute leider nicht da ist. Er sei selbst bei einem Wanderausflug mit Kindern und komme erst spät am Abend zurück. ;-(
Und wird 1 Stunde lang alles mögliche erklärt. Dabei hängt uns der Magen bis in die Kniekehlen. Selbstverständlich schlummere ich ein, zum einen weil es langweilig ist, zum anderem weil mein Magen ständig knurrt. Außer Frühstück hat mein Magen noch nix gesehen.
Um 20:30 geht's dann endlich zum essen. Und wen sehe ich da gerade ankommen? Lina aus Riga und auch die beiden Holländerinnen. Die Wiedersehensfreude ist groß.

Schön gemütlich sitzen wir alle zusammen, Lina links neben mir, die beiden Holländerinnen mir gegenüber. Das macht Spaß. Lerne noch Annette aus Freiburg kennen. Für sie ist die Tour leider schon vorbei, da Urlaub zu Ende.
Zu essen gibt es Fischsuppe, Reis mit Huhn und zum Schluss Apfel oder Orange. Dazu natürlich Wein und Wasser.
Ganz zum Schluss taucht noch Ernesto auf für ein paar Minuten.

Anbei noch Bilder vom Abend.

PS: besondere Grüße gehen heute an den Shakal.

Samstag, 28. Juli 2012

Santoña

Tag 2 in Santona beginnt ebenso traurig grau wie der gestrige Tag endete - mit Regen. Wenn es mal trocken ist, ist es mindestens stark bewölkt. T-Shirt ist ok, zum baden gehen allerdings doch zu kalt.

Nach Frühstück macht sich Henrik auf zur Information um nach Möglichkeiten zu schauen wie er nach Hause kommt. Ich schaue mir ein wenig den Ort an, ansonsten nutze ich die Zeit um mir die Etappen der nächsten Tage durchzulesen. Übermorgen werde ich in Santander sein. Den Rest des Tages mache ich nicht viel, eigentlich nix. ;-)

Daher gibt es auch nicht viel mehr zu berichten.

Den Abend lassen wir in einer Wein-Bar ausklingen. Zwischendurch immer wieder leckere Pintos und dazu ein lecker Weinchen. Irgendwann finde ich heraus, dass es auch Süßen Wein gibt, dulce Vino.

PS: besondere Grüße gehen heute an Familie Bettina & Lars Bruhn.

Freitag, 27. Juli 2012

Sañtona - 12 km (622 km)

Aufgewacht bin ich heute gegen 6:15 Uhr. Um diese Uhrzeit war es bei mir in Stube noch recht ruhig, im Zimmer gegenüber hörte ich schon mehr Geräusche. Ich entscheide mich, aufzustehen. Als erstes schnappe iich meinen Rucksack und trage ihn nah unten. Dann nochmal hoch eine Etage, restlichen Sachen zusammengesucht und runter getragen. Unten dann soweit fertig für Tag gemacht, Zähne putzen, Toilette, rasieren. Am Frühstückstisch sitzen schon der alte Japaner und Heinrich aus Dänemark. Ih geselle mich dazu und wir frühstücken gemeinsam. Um 8 Uhr starten wir zu dritt. Einzig Jeff und der Franzose liegen noch um Bett und schlafen.

Kurz hinter der Herberge geht es nochmal kleines Stück aufwärts. Danach nur noch leicht abwärts, bis Laredo (siehe Bild von Strand vogelperspektive). Seit einiger Zeit laufe ich mit Heinrich aus Dänemark zusammen. Er ist 41 Jahre alt. Wir verstehen uns so ganz gut. Die ganze zeit quatschen wir über alles mögliche. Natürlich auf englisch und es fällt mir irgendwie gar nicht schwer. Komisch. Ab Laredo geht es gute 2 km an der Strandpromenade entlang. Alternativ kann man auch im Sand laufen. Nach einer kurzen Rast gegen 10:30 Uhr, geht es weiter. Wir setzen mit der kleinen Fähre nach Santona über (siehe bilder). Pro Person 1,70 Euro.

Nach etwa drei Minuten Fahrt kommen wir an.

Da Heinrich aufgrund von Gesundheit dem Camino beenden muss, will er sich in Santona ein Hotel suchen und 2 Tage bleiben. Und da ich mir ohnehin einen Tag Rast gönnen wollte, haben wir beschlossen gemeinsam 1 Nächte in einer günstigen Pension zu nehme.
Auf dem Weg zum Touri-Info komme ich an einer Pension vorbei und klingle einfach. Ein sehr sehr netter, älterer Spanier öffnet und zeigt uns ein Zimmer. Zimmer sehr sauber, Gemeinschaftsbad und Toilette sehr sauber und neu renoviert. Für 43 Euro pro Nacht vereinbaren wir 2 Nächte.

Gegen Mittag gehen wir erstmal gemütlich was essen. Die meisten Spanier sitzen in einem Irish Pub, also setzen wir uns dazu. Heinrich bestellt etwas und spricht natürlich englisch. Die Senorita versteht natürlich nix - kein englisch. Heinrich entgegnet dass es ein Irish Pub ist und sie englisch können muss. Naja, ist halt nicht.
Ich entscheide mich für dieses lecker geröstete Pan mit Tomatensauce drauf. Habe den Namen vergessen und sie will es mir auch nicht sagen.

Leider fängt es gegen 15 Uhr unangenehm an zu regnen. Gerade sind wir am Strand eingetrudelt. ;-(

Wir gehen zurück in unsere Pension. In der Küche am Ende des Ganges machen wir es uns mit Getränken und Chips gemütlich und quatschen über alles mögliche.

Den Abend verbringen wir ebenso gemütlich zusammen. Männerabend eben. ;-)

PS: besondere Grüße gehen heute an Thorsten Scherz (25 Jahre Jubiläum in Bank).

Donnerstag, 26. Juli 2012

Hazas / Liendo - 25 km (634 km)

Nach dem anstrengenden Marsch von gestern wollte ich heute eigentlich nur ne ganz kleine Etappe laufen. Nach Rücksprache mit Mathias hat in Islares (ca. 1,4 Std. entfernt) eine Herberge geöffnet und der Strand ist auch nicht weit. Bin also erst nach 8 Uhr los und habe mir unterwegs auch Zeit gelassen. In Castro-U. noch fix an Geldautomaten, man weiß ja nie wie die Infrastruktur so weitergeht. Um kurz vor 11 treffe ich in Islares ein. Aber, wie sollte es auch anders sein, habe ich keine Lust nach so kurzer Zeit schon einzuchecken. Noch dazu sind mir die Pilger nicht recht die schon vor Herberge warten. Ich gehe also weiter. ;-)
Am Ortsausgang ist eine Bar vom Campingplatz. Die steuere ich an, mache ausgiebig Brotzeit und wälze im Reiseführer wohin ich heute gehen könnte. Oder ob ich sogar bis zum Etappenziel vom Buch laufe. Gerade will ich weiter, kommt Jeff um die Ecke. Ich dachte er sei schon längst weiter. Er bestellt sich gleich mal ein Bier und erzählt dass er gleich zum Strand geht und später noch ein Stück läuft. Kurze zeit später ziehe ich weiter.

Wetter ist heute nicht sooo sonnig, ein paar Schleierwolken. Allerdings immer noch drückend heiß. Angeblich soll es ja morgen regnen. Anfangs verläuft der Weg neben der Autobahn, später recht lange direkt auf Landstraße. Zwischendrin gehts mal ganz gut hoch. Natürlich passend zur Mittagszeit. Daher gibt es heute auch weniger Bilder. Auf den steilen Schotterpisten in der Mittagshitze schwitze ich so stark, dass es vom Schild meiner Baseballkappe bald runtertropft. Bald schon habe ich 3 Liter getrunken und kann am Brunnen nachtanken.

Die eigentliche Etappe wäre heute bis Laredo gegangen, weitere 7 km mit Hügeln. Mir reicht es mit dem einen Hügel für heute und bleibe in dem kleinen Ort (260 Einwohner). Die Herberge hat 10 Betten für je 6 Euro. Top ausgestattet. Gerade als ich ankomme, steht Jeff in der Tür und winkt mir zu. Wie geht das denn, frage ich erst mich und dann ihn. Angeblich ist er die Landstraße komplett gelaufen. Er sieht sehr fit aus. Sein "Freund", der fußkranke Franzose, ist auch schon da. Er ist per Anhalter hergekommen.
In der Herberge treffe ich noch eine recht junge Italienerin.

Wie üblich, erstmal duschen und Shirt und Unterwäsche auch gleich duschen. Als ich alles hinter dem Haus auf Wäscheleine aufhängen will, steht da der alte Japaner. Die beiderseitige Freude ist groß. Wir hatten zwar nicht viel Kontakt, aber schön. Das letzte mal habe ich ihn vor Deba gesehen. Natürlich muss er sich jetzt gleich in meinem Tagebuch verewigen. Er schreibt auch gleich dazu, dass er 71 Jahre alt ist (siehe Bild).

Jeff und der fußkranke Franzose lassen sich von Herbergsfrau an ca. 3 km entfernten Playa fahren. Ich bleibe hier und genieße das Nix machen. ;-)

Auf dem Weg bin ich jetzt wirklich so richtig entspannt. Ich bin froh dass ich die Jacke mit Post verschickt habe, muss nicht mehr schauen dass ich irgendwo rechtzeitig zur Post komme. Gesundheitlich alles gut bis jetzt, fühle mich gut in Form. Und mit Übernachtungsmöglichkeit sehe ich auch entspannter. Von daher ist der Weg jetzt wirklich Urlaub. ;-)

Später am Abend will ich zwar in einer Bar Abendessen gehen, aber andere Pilger essen in der Herberge. Die Herberge ist klein, mit 10 Betten ausgewiesen. Wir sind zu siebt hier. Der alte Japaner, eine junge und eine ältere Italienerin, ein Däne, der fußkranke Franzose und Jeff. Also nochmal zum Supermarkt, wir essen alle zusammen Tapas und es wird ein interessanter Abend. Ist jetzt 21:17 Uhr, wir sitzen alle draußen und schauen bei einem Spiel der Einheimischen zu - eine Mischung aus Tennis und Squash (Bild).

Sehr interessant ist, dass der Däne der Meinung ist, mich schon mal gesehen zu haben vor längerer zeit. Im Gespräch finden wir heraus, dass er auf dem Camino Frances (mein erster Jakobsweg 2009), zur gleichen Zeit unterwegs war. Und zwar ab Burgos. Ist echt irre.

Draußen hat es sich zugezogen. Fette Regenwolken sind da und es blitzt auch heftig. Donner darf da natürlich auch nicht fehlen. Ich liege im Bett und höre die ersten Regentropfen. Gute Nacht ;-(

Zwar wünsche ich mir nix zum Geburtstag. Wer mir aber dennoch was schenken möchte, eine Schulter-Nacken-Massage und Fußmassage wären super. Am besten gleich am 25. oder 26.08. ;-))

PS: besondere Gruesse gehen heute an Simone K. aus G. ;-)

Mittwoch, 25. Juli 2012

Castro-Urdiales - 49 km !! (659 km)

Um kurz nach 7 losmarschiert vom Hotel in Bilbao. Vorher noch die Reste von Gazpacho leergetrunken.
Ein kleines Stück musste ich zurück, dann am gleichen Ufer wieder entlang. Für ganze 2,5 Stunden ging es nur durch Industriegelände, an langezogenen Häfen und Werften vorbei (Bilder). Immer ebenerdig. In Getxo ging es dann mit der Hängegondel auf die andere Seite vom Fluss. Die Puente Colgante (wiki-Link
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Puente_de_Vizcaya)
wurde 1893 eröffnet und war die weltweit erste Brücke dieser Art (Bild rote Brücke). Auf anderen Seite, Portugalete, gehen im Ort Rolltreppen hoch (Bild). Herrlich.

Mitten im Ort treffe ich noch Jeff (Jesn-Claude) aus Belgien. Er hat einen Franzosen im Schlepptau. Jeff kenne ich bereits aus Deba. Er erzählt mir dass er sich am Knie verletzt hat. Daher fährt er, und der Franzose, heute mit Bus nach Castro-Urdiales. Das freut mich, denn mein Weg führt mich heute nur bis Pobena Sein Ziel sind 2 Tagesetappen. Dachte ich bis dahin ;-)

Am Ortsausgang werde ich auf eine Kombination aus Fußgänger- und Radweg geleitet. Dieser führt an diversen Rastplätzen vorbei. Gegen 10:30 mache ich 1stündige Rast. Bis zum Strand La Arena sehe ich haufenweise Radrennfahrer. Für die ist die lange Strecke (fast keinerlei Steigung) ein Paradies. Lieben Gruß an dieser Stelle an Karolina. ;-)
Kurz vorm Strand von La Arena zeigt eine Hinweistafel dass es für Pilger einem Umweg gibt, da am Strand eine bestimmte Brücke kaputt ist. Zum Glück bin ich heute ganz gut im trapp und stört mich eher weniger. Geschätzte 2 km verzögert sich die Route.
Allerdings reicht mir das gehen auf Asphalt jetzt. Um 13:45 komme ich in Pobena bei der Herberge an. Somit wäre die Etappe nach 26 km eigentlich beendet. ;-) Die Herberge hier hat 22 Betten, ich wäre ca. an zehnter Stelle.

Da ich keine Lust habe bis zur Öffnung der Herberge um 16 Uhr zu warten, und noch ganz gut fit bin, entscheide ich, zur nächsten Herberge zu laufen. Diese ist etwa 13 km entfernt und dauert zusätzliche 3,5 Stunden. Vom Strand bei Ebbe in Pobena habe ich Bild beigefügt um euch zu zeigen, auf was ich verzichte. Lach. Hinter Pobena beginnt für mich die, bis dahin, schönste Route. Oberhalb an der Küste entlang mit wunderschönen Blicken auf die Brandung (Bilder). Unendlich viele Schmetterlinge, Eidechsen, die immer wieder vor und neben mir sind.
Von dort ein wenig ins Landesinnere, nochmal abwärts und ein letztes Mal für heute auf 250m nach oben. Die Steigung durch Wald geht fast schnurgerade steil bergan. Es ist bereits Nachmittag gegen 16 Uhr. Die Sonne brennt noch immer. Ich gönne mir noch 2 Cola in einer Bar und zusätzlich 1 Pintos (ähnlich Tapas) (Pan mit Krabbencreme und 1 Gambas drauf). Kostet alles zusammen 4 Euro. Weiter bis Otanes. Im Wald ist die Hitze doch sehr drückend, schmiere mich nochmal mit Sonnencreme ein. Über einen Schotterweg, frühere Minenweg (Bild mit Holzzaun links) erreiche ich um 17:15 die Herberge. Leider stehe ich vor verschlossenen Türen. In meinem Reiseführer heißt es, dass diese Herberge in 2010 fertiggestellt werden soll und im alten Bahnhof ist. Alter Bahnhof stimmt, fertig leider nein. ;-( Jetzt bin ich ach etwas fertig, denn eine Alternative gibt es hier nicht im Landesinneren. Das bedeutet für mich, dass ich heute 2 Etappen an einem Tag laufe. Komischerweise fühle ich mich wirklich fit. Die Füße schmerzen leicht, Blasen habe ich aber keine. Bei jeder Rast ziehe ich Schuhe aus damit Schuhe und Strümpfe etwas Erholung bekommen. ;-) Also weiter. Kurz hinter Ontanes mache ich nochmal eine kurze Rast, Rucksack runter, und auf Boden setzen. Auf dem Weg bleibe ich ohnehin öfters mal für 2-3 Minuten stehen, atme durch, kleine Pause und dann weiter. Brille habe ich kaum auf, zuviel Schweiß rinnt am Gesicht hinunter. Und vom Kinn tropft es dann irgendwo auf die Hose. ;-)

Bis Castro-Urdiales sind es dann jetzt noch ca. 11 km. Allerdings werden diese nochmal mit drei Stunden veranschlagt. Normalerweise schaffe ich pro Stunde etwa 5 km. Da kann was nicht stimmen. So kommt es mir dann auf den letzten Kilometern vor. Es nimmt und nimmt kein Ende. Immer wieder Blick in Reiseführer um optisch zu sehen wie die Route verläuft. Als Orientierungshilfe. Ich rechne mir dann immer ganz gerne für mich selbst aus wann ich wo ankommen werde. Gegen 19:30 erreiche ich das eine Ende von Castro-U. Bild vom Strand und ich bin froh dass ich hier nicht ins Wasser muss (Bild OHNE Fotomontage). Um 19:40 Uhr endlich in Unterkunft. Summarum bin ich 49 km an diesem Tag gelaufen, das Pensum von normalerweise 2 Tagen. ;-)

Natürlich bin ich froh, jetzt "angekommen" zu sein, doch stelle ic gerne fest, wo so in etwa die persönliche Grenze liegt. Was ist machbar an einem Tag. Inklusive Pausen war ich gute 12 Stunden unterwegs. Fast ausschließlich ohne Schatten.

In Castro-U. habe ich kurz mit meinem Freund Mathias telefoniert. Ich bin ihm zu schnell. Lach. Weiß ich auch, und daher werde ich die nächsten Tage irgendwo kürzer treten. Wo es mir gefällt bleibe ich dann gerne mal 2 Nächte. Vielleicht schon morgen. Vielleicht .... ;-)

Die morgige Etappe ist mit 31 km ausgezeichnet. Mal sehen wie weit ich komme.

Im Moment sitze ich beim Menue del Dia für 13 Euronen. Paella als Vorspeise, (schlechtes) Schnitzel als Hauptgang und Helado als Nachspeise. Dazu eine ganze Flasche Rotwein inklusive. Prost.

Gegen 22 Uhr geselle ich mich noch an die Promenade und genieße den lauen Abend bis in die Nacht. Hier ist noch lange buntes Treiben.

In TV-Nachrichten habe ich Bilder gesehen, dass in Region Figueres (Girona, Costa Brava) große Waldbrände waren. Ich bin jeden Tag froh, dass mir sowas nicht passiert da ich auch viel und in trockenen Wäldern unterwegs bin.

PS: besondere Grüße gehen heute an meinen lieben Pilgerfreund Willi.

Gute Nacht.

Dienstag, 24. Juli 2012

Bilbao - 32 km (709 km)

In der Herberge ist ja Frühstück inklusive. Also nehme ich das noch mit. Wird ab 6:30 Uhr angeboten. Bestehend aus Pan, Butter, Marmelade, Kaffee, o-Saft und Wasser. Cornflakes sind auch vorhanden. Da ich ohnehin Pan und Wurst gekauft habe, beschränke ich mich auf das Wesentliche. Und natürlich ein Glas mit Magnesium Pulver, wie jeden Morgen, gegen Muskelkrämpfe. Wirkt bisher sehr gut.

Um 7:10 verlasse ich die Herberge und mache mich auf den Weg. Da es heute heiß werden soll, will ich gut vorankommen. Mache anfangs wenig Pausen. Am Morgen ist es auch recht kühl draußen. Für Pulli lohnt es jedoch nicht, und beim Laufen wird einem ja eh warm. Bald ist mein Rücken sowieso nassgeschwitzt. Um 11:20 mache ich die erste Pause. Dafür 40 Minuten lang (Bild wo ich auf Wiese liege). Um 12:10 geht es frisch gestärkt, und mit Sonnencreme eingeschmiert, weiter. Die kommenden 2,5 Stunden laufe ich ausschließlich auf Fußweg neben der Landstraße. In der prallen Hitze von 31 grad, laut Thermometer in einer Ortschaft, ganz gut. Besser als jetzt irgendwo im Wald bergan. Gerade Strecken bei hoher Hitze machen mir nicht soviel aus. Kurz vor Bilbao geht es nochmal auf 355m hoch. Das macht mir was aus. Den Aufstieg starte ich gegen zwanzig nach zwei. Anfangs noch durch Industriegebiet und Flugschneisse, kurz darauf dann steil bergan. Auf freien Feld knallt zwar die Sonne mehr, im Wald jedoch kann ich mich kaum vor Moskitos retten. Also im Schatten schneller gehen und in Sonne langsamer. Sonst ist es eher umgekehrt. ;-) Oben angekommen mache ich unter dem ersten Schattenplatz den ich finden kann, Rast. Nochmal ausgiebig trinken. Von den 3,75 Litern die ich heute mitgeschleppt habe, sind jetzt noch knapper Liter übrig. Als ich weitergehe, merke ich dass paar hundert Meter ein Naherholungsgebiet ist mit Bänken, Tischen, Wiese, Wasser. Naja, egal.
Der Einmarsch nach Bilbao ist sehr steil. Hier wünsche ich mir auch Aufzüge.
In dieser großen Stadt gönne ich mir heute ein günstiges Hostal am Stadtausgang. Also auf dem Weg für die morgige Etappe. In Bilbao angekommen, gehe ich entlang des Flusses. Komme am touri-Info vorbei in frage spontan nach der nächsten Post. Ist recht in der Nähe und hat bis 20:30 geöffnet. Ich gehe sofort hin. "In der Nähe" ist auch Auslegungssache. Um kurz vor 18 Uhr bin ich bei Post und kann meine Jacke in Heimat schicken. Mein Rucksack ist jetzt um 696g leichter. Ich dürfte jetzt, ohne Wasser, im einstelligen Bereich liegen. Herrlich. ;-) Laut Post dauert die Sendung nur 3-5 Tage, allerdings musste mich die Schalterangestellte fragen, ob "Alemania" in Europa liegt oder nicht. Wenn nicht, würde das Päckchen etwa 7 Tage brauchen. Ich lächelte und sagte, dass es in jedem Fall vor mir zu Hause ist. ;-)

Weiter geht es am Fluss entlang und ich hänge ein paar Eindrücke von Bilbao dran. Von unterwegs gibt es heute eher keine Bilder.
Im Hostal angekommen bin ich um 19:20 Uhr. Ich war also 12 Stunden unterwegs. Von Kondition hätte ich jetzt noch weiterlaufen können zumal es ebenerdig bleibt. Aber so ist auch gut.

Kann mir mal bitte ein Arzt erklären, warum an beiden Füssen jeweils der dritte Fußzeh unter dem Nagel blau wird? Es ist nur der jeweils dritte. Hatte das in alten Wanderschuhen auch. Alle anderen Fußzehen sind ok. Weh tut es (noch) nicht.

Nach der obligatorischen Dusche und frische Klamotten geht es auf Nahrungsmittelsuche. Muss gute 10 Minuten laufen bis zum Supermarkt. Restaurant finde ich in meiner Gegend keines, habe heute auch keine Lust mehr eines zu suchen. Kaufe daher mehr Pan ein, extra chorizo Wurst und Gazpacho Andaluz, das trinkt man ohnehin kalt. ;-) Sitze jetzt, gleich halb zehn am Abend, vor dem Hotel auf einer kleinen Mauer am Ufer des Rua de Bilbao und genieße den Abend mit o.g. Köstlichkeiten. Buen Appetit.

Das Bild mit der spinne und den aufgebäumten Metallkugeln zeigt im Hintergrund das Guggenheim Museum.

PS: besondere Grüße gehen heute an Mamarazza.