Samstag, 4. August 2012

Villaviciosa - 32 km (393 km)

Zum Glück bin ich gestern so frühzeitig in Bett. Vielleicht war es eine Art Vorahnung. Der erste der aufsteht, ist ein Deutscher, und zwar um 4:10 Uhr. Ich dacht, ich spinne. Natürlich nicht leise, sonst wäre ich auch nicht wach geworden. Eine Italienerin zieht gleich mit und steht ebenfalls auf. Leider kann ich dann nicht mehr so richtig einschlafen und bekomme so irgendwie jeden mit im Halbschlaf der aufsteht und seinen Rucksack packt.

Wenn ich für gewöhnlich aufstehe, und andere schlafen noch, nehme ich ja mein Sack und Pack, und packe draußen. Andere finden es im dunklen Schlafsaal wohl entspannter wenn sie zusätzlich noch mit Taschenlampe rumhantieren können.

Um 6:30 quäle ich mich dann auch langsam aus den Federn (Dauenschlafsack). Um 7:10 Uhr verlasse ich als einer der letzten die Herberge. Stört mich eher weniger dass ich der letzte bin.
Zum wahrscheinlich letzten Mal überhole ich bald nach der Herberge den alten Japaner. Wir laufen ein Stück gemeinsam an der Küste entlang. Fan. Verabschiede ich mich und wünscbe den üblichen 'Buen Camino'. Er wird den Küstenweg weiterlaufen, während ich morgen Richtung Oviedo abbiege und den Camino del Norte damit verlasse. Von dem belgischen Ehepaar, sowie von Sandra aus Barcelona weiß ich jedoch, dass sie auch auf den Camino Prmitivo wollen. Ich freue mich wenn ich sie wiedersehe.

Am Morgen sehe ich noch ein paar mal kurz Strand, bevor es dann mehr in mehr von der Küste ins Landesinnere geht. Nach knapp 4 Stunden setze ich mich in Colunga ins Café in genieße ein paar leckere, suesse Spezialitäten der Region.
Die Gegend um Colunga führt sehr weit in die Vergangenheit. Vor 150 Mio Jahren hinterließen Dinosaurier an der Küste Fußspuren und Knochenreste, deshalb trägt der Landstrich den Beinamen 'Costa de los Dinosaurios'.

Um 12 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Etappenziel nach Sebrayu.
Das Wetter wechselt heute immer mal. Die Sonne weiß nicht so recht, oft kommt sie durch, bleibt aber nicht lange. Regen bleibt zum Glück oben, die Wolken bleiben.
Um 14 Uhr erreiche ich die Herberge in Sebrayu. Eine alte Schule, direkt am Wegesrand. Außen rum ein paar lose Häuser, sonst nix. Keine Infrastruktur. Aber kaum bin ich da, fährt ein einzig kleines Lieferauto vor, hält direkt vor Herberge und verkauft Lebensmittel. Und andere nützliche Dinge die man so brauchen kann. Z.B. Shampoo, Waschmittel, Fliegenschutz, ...

Noch vor dem einchecken, kaufe ich mir ne Fanta, eine Cola, nen Joghurt, ein Teilchen mit Wurst gefüllt für den Abend. Gibt ja hier sonst nix.

Einchecken fällt erstmal aus, Hospitalera kommt wohl erst gegen 17 Uhr. Ich suche mir ein freies Bett. Duschen, umziehen, Klamotten waschen und in Sonne zum trocknen aufhängen. Dann setz ich mich in Schatten und gönne mir Fanta und Joghurt. Stelle fest dass Joghurt seit 20.07. abgelaufen ist. Da der Typ noch da ist mit seinem mobilen Verkaufsstand, zeige ich ihm das und deute an den Joghurt in Müll zu werfen. Ein Eimer steht gleich hinter mir. Er nimmt den Joghurt, vergewissert sich was darum angeht, legt ihn zurück in Wagen und gibt mir einen anderen. Der ist jetzt haltbar bis 20.08. Bin mal gespannt wer am Ende den abgelaufenen Joghurt isst. ;-)

Als ich so dasitze und im Reiseführer etwas schmökere, mache ich mir Gedanken ob ich hier heute richtig bin. Ich komme zu dem Entschluss, dass das heute nicht meine Herberge ist. Genau erklären kann ich es nicht.eine Füße wären zwar froh, hier bleiben zu können, aber der Rest des Körpers will weiter. Blöd nur dass meine Klamotten noch pitschnass sind. Nach 2 Stunden Aufenthalt, ziehe ich mich um 16:00 Uhr langsam an, packe Rucksack, klemm die nassen Sachen außen an und mache mich auf den Weg nach Villaviciosa. Die ersten Meter schmerzen enorm, denn die Füße schwellen doch etwas an und außerdem habe ich mir an der rechten Ferse ne kleine, aber doch schmerzhafte Blase gelaufen.

Landschaftlich geht es an einem unter Naturschutz stehenden Meeresarms entlang, der im Winter 150 verschiedenen Zugvögeln eine Station bietet. Um 18:00 erreiche ich den Ort und habe kurz drauf ein günstiges Hostal gefunden. Eine Herberge gibt es hier nicht, aber das war mir von vornherein klar.

Nochmal kurz duschen und Klamotten zum trocken auf Fensterbank hängen.
Später gehe ich noch zum Supermarkt und setze mich gemütlich in ein Café. Leider fängt es an zu regnen. Gegen 21 Uhr gehe ich in einer, von einheimischen, gut besuchten, Tapasbar Abendessen (Bilder anbei, Salat mit Ziegenkäse und Patatas mit 3 Dips, Tarte).

Warum ich hier bin? Weil ich morgen in die Berge komme, und gelesen habe, dass es ein Kloster gibt das man besichtigen kann (und Zeit einplanen soll) und zusätzlich auch in der Klosterherberge übernachten kann. Das reizt mich sehr.


PS: besondere Grüße gehen heute an Heike. Viel Erfolg bei deinem Punktspiel.
Außerdem viel Erfolg beim Radrennen in Rosbach, liebe Karolina.

3 Kommentare:

  1. Lieber Claus,
    heute bin ich nun endlich mal dazu gekommen Deine bisherigen Einträge in Ruhe zu lesen und es macht Spaß Dir zu folgen. Ich wünsche Dir für die nächsten Etappen weiterhin alles Gute - Buen Camino!

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  2. Hallo Claus,
    nicht nur das Lesen macht Vergnügen - auch die schönen Bilder anzusehen macht Freude.
    Wenn Du zurück bist, machen wir mal wieder einen Tapas-Abend. Falls Du die bis dahin überhaupt noch sehen, geschweige denn essen magst ;-) Hoffe, du hast Hirschtalg und Klebeband für/gegen die Blasen dabei, damit die Strecke über die Berge keine Qual wird.
    Dir weiterhin viel Spaß, angenehmes Wetter und nimmermüde Füße :)

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  3. Hey Clausi,
    deine Berichte lesen sich toll. Ich hoffe, dass du einen guten Platz im Kloster findest und nicht dauerhaft da bleiben musst.
    Der Verkäufer macht bestimmt aus der "7" eine "8" und verkauft den Joghurt weiter, ist doch klar!! Kaufmann halt...
    Ansonsten weiter so!

    Liebe Grüße
    Sebastian

    P.S. Go Clausi, go Clausi, GO!

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